Samstag, 19. Februar 2011
Warum es diesen Blog geben muss.
Ach, wie war doch die Welt früher so schön: wenn es einem gereicht hat, hat man sich eine Flasche Wein eingegossen, und schon gings besser.
Heute geht das nicht mehr - alleine schon aus Gesundheitsgründen. Was also macht man, wenn es einem reicht? Man macht ein Blog.

In meinem konkreten Fall war der Anstoß ein
dümmlicher Artikel einer gewissen Ilka Lehnen-Beyel auf WELT-Online. Hübsch drapiert mit einem Paar Springerstiefel, damit man auch gleich Bescheid weiß, wurde da eine ganz einfache Gleichung aufgemacht:

Islamkritik = Rechtsextremismus

Und dann habe ich durch diesen dümmlichen Artikel gleich noch erfahren, dass ich sicher auch gegen Juden, Schwarze, Einwanderer, Homosexuelle, Frauen, Obdachlose, Behinderte und Langzeitarbeitslose bin. Wusste ich noch gar nicht. Zumal der genannte Personenkreis etwa 80-90 Prozent meines Bekannten- und Lebenskreises ausmacht. Na ja, wieder was gelernt. Es fehlten allerdings die Friseure. Gegen die habe ich auch nichts, aber die fehlten meiner Meinung nach in der Aufzählung.

Sehr schön, dachte ich, jetzt bist Du auch noch in dieser Schublade. Denn nichts ist dem Deutschen ja so wertvoll wie seine Schubladen. „Die Grundlage für diese Neigung zum Schubladendenken ist angeboren“ schreibt die Autorin – und meinte damit wohl zuallererst sich selbst.

Dieser dümmliche Artikel an sich wäre es nun wirklich nicht wert gewesen, sich an die Tastatur zu setzen, aber er hatte schreckliche Folgen. Denn schon seit langem grummelte es in mir. Ein Ausbruch stand unmittelbar bevor. Und dank diesem dümmlichen Artikel ist es jetzt soweit: der Ausbruch ist da! Er ist hier! Willkommen bei meinem Blog!

Ja, wir alle haben im Oberseminar Politologie aufgepasst: politische Cluster entstehen immer an Konfliktlinien und sortieren (differenzieren) sich an diesen Konfliktlinien. Sprich: wenn die Rechten für Kernkraft sind, sind die Linken dagegen. Weil die Rechten dafür sind. Und wenn die Linken für die Gentechnik sind (so wie in den U.S.A.), dann sind die Rechten eben gegen die Gentechnik. Weil die Linken dafür sind. So einfach ist das. Schön ordentlich aufgeräumt in Schubladen.

Und weil Islamkritik ja jetzt „rechts“ - oder noch hübscher: „rechtsextrem“ ist, muss man als Linker ja automatisch gegen die Islamkritik sein. Jawohl! Die guten ins Töpfchen, die schlechten ins Kröpfchen, wusste schon das gute Aschenputtel. Tja, liebe Ilka-Aschenputtel, die Welt kann so schön einfach sein, wenn man sie sich nur einfach macht.

Aber hat denn das gute Aschenputtel nicht Recht?

Wenn man sich so umhört und umliest auf islamkritischen Gazetten und Heimseiten wie PI, qualmen einem doch die alten Socken (diesmal in der Modefarbe schwarz-braun statt rot) mehr als deutlich entgegen. Vor allem seit diese Gruppen sich in einer neuen rechten Splitterpartei verwirklichen wollen. Kein wirklich angenehmer Umgang. Muss man also seine Islamkritik ganz heimlich und verschämt an der Biegung des Konfliktlinienflusses begraben, weil die anderen Jungs in der Gang solch rechten Fußgeruch ausdünsten?

Nein!

Kritik am orthodoxen Islam ist kein „rechtes“ Thema. Die Rechten haben das Thema nur geklaut. Es waren schließlich die Rechten, die den politischen Islam erst herangefüttert und groß gemacht haben. (Erinnert sich noch jemand an den Empfang für die Steinzeitkrieger im Weißen Haus 1985 unter Ronald Reagan?) Und die Denkstruktur von Rechten und orthodoxem Islam ist exakt gleich: Vielfalt ist schlecht, Veränderung ist böse, alles soll brav bleiben, wie es ist.

Kritik am politischen Islam ist etwas ganz anderes als Feindschaft oder gar Hass gegenüber Menschen oder fragwürdige Allianzen nach dem Motto „der Feind meines Feindes ist mein Freund“. Kritik am politischen Islam gehört genau da hin, wo Kritik und Aufklärung immer hingehört haben: auf die progressive Seite.

Und das genau ist Ziel dieses Blogs: humanistisch und fortschrittlich orientierten Menschen eine Stimme zu geben, die islamkritisch sind, sich aber durch die rechten PI-ler nicht vertreten, sondern eher abgestoßen fühlen. Mitstreiter sind herzlich eingeladen, mitzumachen.

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Na ja...
sicher, es mag deutliche Überschneidungen geben zwischen den Denkstrukturen Rechter und Islamisten. Das liegt aber nicht am Gedankengut, sondern daran, dass jegliche Ideologie interessegeleitet ist. Es gibt da immer Gewinnler. Auch ein schönes Beispiel dafür sind ideologische Parallelen in der Erziehungswissenschaft der Nazis und der der SED-DDR. Oder besagter Islamisten und Katholiken vom Schlage eines Meisners.

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